Titel

Klaus Grubelnik

Klaus Grubelnik beschreibt in seinem Buch "Der zweite Anschluss", wie weit der deutsche Imperialismus bereits die Wirtschaft Österreichs im Griff hat. Gleich zu Beginn erklärt er: "Wirtschaftlich ist Österreich längst Deutschlands 17. Bundesland. Österreich ist heute stärker in die deutsche Wirtschaft integriert als manches deutsche Bundesland, und zwar nicht nur stärker als die neuen Länder der ehemaligen DDR, auch stärker etwa als das Saarland."
1999 kamen 42 Prozent der österreichischen Importe aus der BRD, 35 Prozent der Exporte gingen in die BRD. "Vom gesamten von Ausländern Ende 1998 in Österreich investierten Nominalkapital in der Höhe von 96,7 Milliarden Schilling stammten 47,7 Prozent aus Deutschland - während 1990 der deutsche Anteil erst 36,9 Prozent betragen hatte."
Unter deutscher Kontrolle sind die größte Handelskette (Billa/REWE; ist zugleich der größte private "Arbeitgeber"), der größte Industriekonzern (Siemens Österreich; zugleich mit 19.000 Beschäftigten der größte industrielle "Arbeitgeber"), sowie die wichtigsten Medien Österreichs (Kronen Zeitung, Kurier, Standard u.a.). Und auch die Bank Austria, der größte Finanzkonzern des Landes, ging 2001 im größten Deal der österreichischen Wirtschaftsgeschichte für fast 100 Milliarden Schilling an die bayerische HypoVereinsbank. Damit sicherte sich die HypoVereinsbank zugleich einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Österreichische Nationalbank und die Wiener Börse.
Bereits 1987 übernahm die Essener Westdeutsche Allgemeine Zeitung 45 Prozent der Kronen Zeitung (später setzte sie noch mal 5 Prozent drauf), die als größte Tageszeitung von beinahe jedem zweiten über 14 Jahre alten Menschen täglich gelesen wird. Ein halbes Jahr später schluckte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung auch noch "49% an der damals zweitgrößten Tageszeitung Kurier und die damals fast monopolistischen Magazine profil und trend." Im Jahr 2000 erschienen "gemessen an der im Jahr verkauften Auflage, mehr als 60 Prozent der österreichischen Tageszeitungen unter wesentlichem deutschen Einfluß. Ohne täglich Alles, das seit Sommer 2000 nur mehr als Internet-Ausgabe erscheint, sind es sogar zwei Drittel. Und in Ostösterreich sind es weit jenseits von 80 Prozent."
Bei der Frage, warum die deutsche Dominanz insbesondere auf dem Medienmarkt Österreichs (und im Übrigen auch auf den Medienmärkten der meisten osteuropäischen Staaten) so wichtig ist, verweist Klaus Grubelnik auf die Geschichte: "Österreichs Presse wurde schon vor dem ,Anschluss' 1938 von der deutschen vereinnahmt, um den wirtschaftlichen und politischen Anschluß geistig und mental besser in Österreich vorbereiten zu können. [...] Es ist durchaus angebracht, daran zu erinnern, welche fatalen Folgen mediale Abhängigkeit bei politischen Umbrüchen haben kann."
Als Fazit dieses Artikels ein Zitat aus dem Vorwort des Buchs:
"Wirtschaftlich ist der zweite Anschluss längst vollzogen."